Einer der wunderbarsten Momente meines Lebens
Nach dem Lernen quatschten wir noch über dies und das. Versuchten ein paar Brocken ihrer Muttersprache zu lernen und genossen die gemeinsame Zeit.

Irgendwann gingen wir dann in die Gemeinschaftsküche. Was mir dort widerfahren ist, hat mich wirklich nachhaltig geprägt und lässt mich an das Gute im Menschen gleich welcher Herkunft, Rasse oder Religion glauben.
Kaum waren wir dort, kamen allerlei Leute zu uns, schüttelten uns die Hand und stellten sich vor. Wir bekamen Tee und frisch gebackene (bzw. frittierte) Köstlichkeiten und es war so, als würde man sich schon Jahre kennen.
Dann kam einer dieser wunderbaren Momente, die man sonst nur aus Filmen kennt.
Etwas verlegen, weil mir kein besseres Gesprächsthema in den Sinn kam, fragte ich Uncle Ebrima, was es denn mit seinen Armbändern auf sich hat. Ob es vielleicht eine tiefere Bedeutung (religiös oder ideologisch) für ihn hat? Bitte entschuldigt mein Vokabular a la heftig.co und Konsorten. Aber was dann passierte zog mir schier den Boden unter den Füßen weg. Ebrima sagte mit, dass er die Armbänder von seinem Vater bekam und dieser von seinem. Er zog zwei seiner drei Armbänder aus und gab je eines meiner Schwester und eines mir, gefolgt von den Worten: ‚Dies sind für mich besondere Armbänder also möchte ich sie besonderen Familienmitgliedern schenken. Buba du bekommst keins!‘ fügte er noch lachend hinzu.
So stand ich also in der Küche eines Flüchtlingsheims in meiner Hand das Armband von Ebrima, den ich nicht einmal vier Stunden kannte. Ich war sprachlos. Er schenkte mir wirklich dieses Erbstück seiner Familie, dass er von seinem Vater bekommen hatte, der im Gefängnis sterben musste, wie ich später erfuhr.
Sicherlich stoße ich jemandem damit vor den Kopf, aber ich hatte noch nie in meinem ganzen Leben ein so bedeutendes und wertvolles Geschenk bekommen. Auch jetzt, während ich diese Zeilen verfasse, habe ich schwer Pippi in den Augen.

Danke Ebrima.
Nach dieser denkwürdigen Szene verbrachten wir noch einige Zeit mit den Leuten in der Küche, aßen Gebäck, tranken Tee, sprachen über unsere Kulturen und lachten gemeinsam. Es war einfach wunderschön. Jeden noch so kleinen Zweifel konnte ich guten Gewissens mit meinem Tee herunterschlucken, wo sie auch hingehören und blieben.
Wir saßen dann noch etwas in Bubas Zimmer und schmiedeten schon Pläne für den nächsten Tag, er wollte uns ein Mittagessen kochen. Ehe wir die beiden schweren Herzens für den Moment verließen.
Ich kam mit einem mulmigen Gefühl und ging mit einem erfüllten Herzen.